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Vortrag: Der Komponist Peter Kreuder in der NS–Zeit
20. Oktober 2006, 20:00 Uhr (s. t.)
Dietmar KOTTMANN (Aachen), „Was auch passiert – geschickt sich anzugleichen, ... das ist gescheit !“ – der Komponist Peter Kreuder in der NS–Zeit. Kreuder gehörte zu den gefragtesten und erfolgreichsten Film- und Schlagerkomponisten des 20. Jahrhunderts, wobei ihm die Vertonung heiterer, vordergründig unideologischer Filme ohne jeglichen Realitätsbezug am meisten lag. Seine Begegnung mit dem in der NS-Zeit verpönten Jazz in jungen Jahren hat er nie ganz verleugnen können und wollen. Die Anerkennung als Flüchtling in Schweden wollen seine Protagonisten als Flucht vor den Nazis verstehen, was der Referent jedoch mit in den Akten des Reichsmisnisteriums für Volksaufklärung und Propaganda gefundenen Dokumenten widerlegt hat. Anders als übereifrige Kontrolleure der Reichsmusikkammer vor Ort, wußte Goebbels sehr wohl, daß er für die als kriegswichtig eingestufte Produktion leichter Unterhaltungsfilme nicht auf so herausragende Talente wie Peter Kreuder verzichten konnte. Im Nachhinein streut Kreuder in seine Autobiographie „Nur Puppen haben keinen Tränen“ (dtv) mutige Kritik an den Nazis und mutige Worte gegenüber Parteigrößen ein, die zu bekunden er sich aber wohl tatsächlich gehütet hat, solange diese noch an der Macht waren. Geschmeidig paßte er sich an und nutzte die Spielräume, die ihm seine Erfolge, seine Popularität und seine Unentbehrlichkeit für Goebbels´ Propangandaminsterium verschafften.
Der Referent hat die wesentlichen Ergebnisse seiner Recherchen im Bundesarchiv und im Bayrischen Hauptstaatsarchiv als Miszelle für den nächsten Band der ZAGV aufgearbeitet.