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Vortrag zum Karolingischen Aachen: Die fränkische Stammlandschaft aus archäologischer Sicht (Juni 2007)

Prof. Theuws (Universität Amsterdam) konzentrierte sich in seinem Vortrag vor dem Arbeitskreis Karolingisches Aachen am 06.06.07 auf das Tal der mittleren Maas und die umliegenden fränkischen Stammlande. In Kartenbildern, in denen für verschiedene Jahrhunderte und für das jeweilige Königsgut bzw. das Gut verschiedener weltlicher und geistlicher Großer der jeweilige urkundlich oder archäologisch nachgewiesene Besitz eingetragen war, zeigte er die Konzentration dieser Besitzungen im Maastal und in den Randlandschaften auf. Für das 7. und 8. Jahrhundert liegt Maastricht im Zentrum seiner Betrachtung, eine für den Archäologen geradezu „unsichtbare“, weil in ihren Bauten nicht fassbare Stadt. Just zu jener Zeit bauten die Karolinger ihre Machtposition auf und ließ Karl der Große die Aachener Pfalz errichten; zugleich entstand Lüttich und wurde die Umgebung im Dreieck Maastricht-Aachen-Lüttich dicht mit Krongütern überzogen. Welche Schlüsse sind daher aus der „Unsichtbarkeit“ der Zentren im 8. Jahrhundert zu ziehen?
Das Aachener Umfeld tauchte bis zum späten 8. Jh. in den Kartenbildern kaum auf. Könnte hierin neben den Annehmlichkeiten der Thermalquellen nicht ein Grund Karls des Großen liegen, seine Quasi-Residenz in der villa Aachen aufzubauen? Hier war bei der Anlegung von Wirtschaftshöfen im Umkreis, die zur Versorgung einer solchen Königspfalz einfach erforderlich waren, keine Rücksichten auf die Besitzansprüche anderer zu nehmen.
Theuws sprach sich nachdrücklich für ein integriertes Bild von der Archäologie des geschichtlich zusammenhängenden Raumes mit den heutigen Städten Maastricht, Tongeren, Aachen und Lüttich aus. Nur so könne man bestimmte Entwicklungen in ihrem Kontext sehen und verstehen. Er sprach sich in der Euregio Maas-Rhein für eine engere grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Städte, der Denkmalbehörden und der Universitäten mit archäologischer Grabungserlaubnis bei der archäologischen Erforschung des gemeinsamen kulturellen Erbes aus.