Veranstaltungen
Leiden und Haarlem
wiss. Leitung. Dr. Mechthild Isenmann, Brühl
Ziel/Thema: Leiden und Haarlem – Glanz und Fiasko im Goldenen Zeitalter der Niederlande und die erste Finanzkrise der Neuzeit im 16. u.17.Jh.
Zeit: 24./25.9. 2011
Programm der Studienfahrt mit Anmeldeformular
„Sie waren so besessen von ihrer Gier, ja von einem wahrhaften Gelüst nach ihren Blumen, dass sie oft dreitausend Gulden für eine Tulpe ausgaben, die ihren Vorstellungen entsprach; eine Krankheit, die viele reiche Familien in den Ruin trieb.“ Das schrieb aus der Rückschau ein französischer Reisender unter seinem Pseudonym Monsieur de Blainville im Jahr 1713.
Tatsächlich entwickelte sich die Tulpe, nach ihrer „Ankunft“ in Westeuropa im 16. Jh. sehr schnell zu einer heißbegehrten Ware und wurde zu einem Objekt der Spekulation, der sog. „Tulpomanie“, die erste Anzeichen einer frühen, allerdings regional beschränkten Finanzkrise offenbarte.
Unsere Studienfahrt wird uns in die städtischen Zentren führen, in denen sich der Tulpenwahn abspielte, und wir werden versuchen, uns diesem heute wieder so aktuellen Thema bei dem Besuch dieser Städte zu nähern. Leiden war dabei (und ist immer noch) das wissenschaftliche Zentrum, das mit seinem heute noch weltberühmten botanischen Institut die Zucht und Verbreitung der Tulpe ermöglichte, während sich in Haarlem der Handel mit der Tulpenzwiebel abspielte.
Beide Städte sind außerdem kulturhistorische Zentren, die für die Entstehung der heutigen Niederlande, ihre Autonomiebestrebungen und ihre Abspaltung von den sog. span. Niederlanden (16. Jh.) von ganz erheblicher Bedeutung waren.
Die reizvolle Stadt Haarlem bietet heute noch ein einigermaßen geschlossenes Stadtbild mit vorwiegend mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Bebauung. Rund um den Großen Markt, der schon im 10. Jh. als „Haralem“ erwähnten Kaufmannssiedlung, entstanden im Laufe der Jahrhunderte das Rathaus, Zunfthäuser sowie die Grote Kerk, die St. Bavokerk. Es handelt sich dabei um eine immense Kreuzbasilika mit 80 m hohem Vierungsturm und beeindruckendem Chor. Zwischen diesen Gebäuden befanden sich – und sind z.T. heute noch zu sehen – zahlreiche Gaststätten, die während der Tulpomanie zu Auktionshäusern umfunktioniert wurden.
Ein weiterer Höhepunkt wird dann der Besuch des Frans-Hals Museums sein. Dort befindet sich eine eindrucksvolle Sammlung der Gemälde des Frans Hals, der in Haarlem seine Malerwerkstatt hatte und dort im Jahr 1666 verstarb.
Leiden, gelegen am Zusammenfluss von Oude und Nieuwe Rijn (Rhein) stattete der Graf von Holland zu Beginn des 13. Jhs. mit Stadtrechten aus. Um seine, in Resten auf einem Hügel (Motte) erhaltene Burg, entwickelte sich die Stadt mit Markt, Rathaus, Waage sowie Wohn- und Gewerbebauten. Die Stadtmauer, die Ende des 13. Jhs. als steinerner Schutz die Stadt umgab, musste bereits im 14. Jh. erweitert werden. Leiden war eine wichtige, prosperierende Handelsstadt geworden.
Sowohl das Rathaus, als auch die Waage zeigen sich heute als spätere Neubauten des 16. und 17. Jh.
In den politisch-religiösen Auseinandersetzungen der mittlerweile zunehmend reformierten nordniederländischen Provinzen mit den katholischen südlichen Provinzen wurde Leiden ein Zentrum im Aufstand gegen die Spanier. 1574 belagerten diese Leiden. In einer spektakulären Aktion unter militärischer Führung Wilhelms von Oranien (1533-1584) und seiner Verbündeten befreite er die Stadt und in der Folge die ganzen nördlichen Niederlande. In Erinnerung daran wurde 1575 die Universität Leiden, als Gegenmodell zur katholischen Universität Löwen, gegründet.
Die bald europaweit berühmte Universität sollte Ausgangspunkt für die eingangs erwähnte „Tulpomanie“ werden, die sich mitten im sog. Goldenen Jahrhundert der Niederlande ereignete. Der bedeutende Leidener Botaniker Carolus Clusius (1529-1609) sorgte durch erstaunliche Zuchterfolge dafür, dass die Tulpe mit ihren vielfältigen Sorten, vor allem in den Niederlanden, zu einer bekannten und begehrten Pflanze wurde.
Während unserer Stadtführung werden wir außerdem die Hooglandsekerk (St. Pankratius) und die Pieterskerk besuchen. Außerdem besichtigen wir einige der besonders sehenswerten sog. Hofjes, Sozialsiedlungen aus dem 15. und 16. Jh., und nicht zuletzt werden wir den Spuren des berühmten Sohnes der Stadt Leiden folgen: Rembrandt Hermannsz. († 1669), der seinem Namen in Erinnerung an seine Geburtsstadt „Van Rijn“ beifügte.