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Wer waren die Anfang des 17. Jh. als angebliche Hexen verbrannten Frauen?
Ihrer (des 13jährigen Mädchens) wird ausführlicher in den Jahrbüchern der Aachener Jesuiten, die sich nach Pauls zu seiner Zeit in der Königlichen Bibliothek zu Berlin befanden, gedacht, die bis 1729 reichte, also um diese Zeit entstanden sein dürften.
Nach den Forschungen unseres Beiratsmitgliedes Dr. Frank Pohle befindet sich die „Historia Collegij Aquisgranensis Soc. Jesu Ab initio ad annum MDCCXXIX“ auch heute noch im Original in Berlin (Staatsbibliothek, Ms. boruss. fol. 762) und ist als Kopie im Aachener Stadtarchiv vorhanden. Die Litterae annuae sind nicht nach Berlin gelangt; hier gilt: für 1680-1772 (fehlen: 1697, 1716, 1740 und 1762) Köln, Historisches Archiv der Stadt (jetzt U-Bahn) bzw. Rom, Archivum Historicum Societatis Iesu, 1600-1772 (fehlt 1740).
Zu jener Zeit hatten gerade auch Vertreter dieses Ordens wie Friedrich Spee mit seiner Cautio Criminalis bereits ein Umdenken und die weitgehende Aufgabe der unseligen Hexenverfolgungen bewirkt. Die ausführliche Schilderung der nach dieser Quelle in das Jahr 1649 zu datierenden Hinrichtung des 13jähriges Mädchen sollte wohl im Nachhinein noch deutlicher den Widerwillen der Patres gegen ihre Mitwirkung als geistliche Beistände bei derartig grausamenen Verfahren gegen Unschuldige zum Ausdruck bringen:
„1649 – Puella non major annis 13, veneficiis imbuta, divinorum prorsus omnium atque usque adeo ipsiusmet orationis dominicae ignara, plurimum negotii in sua obduratione nostris facessivit. Tandem ita emollita est, ut pridie quam ad rogum duderetur, cum maximo doloris sensu uberrimisque lacrymis vere poenitens et sacramentis refecta jucundissimum praebuerit adstantibus spectaculum. Educendae vero cum jentaculum praeberetur et illud respuerat, ita nostrum patrem allocuta est: Dixisti mi pater, Christum cum duceretur ad supplicium non alio cibo potuque refectum, quam felle et aceto, proinde aequum est, me et hoc cibo et potu abstinere; quo response lacrymas praesentibus excussit. Auxit quoque spectantium dolorem tantilla puellae aetas, ejusque parentum infamis impietas, nam et parens ejus cum 30 annorum filio duobus ante mensibus in rotam actus erat, et alii 4 fratres in Hollanda eodem supplicio mulctati fuerant, quin et ipsa mater, dum persequententium insidias evadere conobatur, globo confixa periit.“
(zitiert nach Emil Pauls ZAGV 5, 1883, S. 295-301)
Der Einfachheit halber fügen wir hier die Übersetzung unseres leider zu früh verstorbenen Vorstandsmitgliedes Hans Siemons aus seinem inzwischen vergriffenen Buch „Hexenwahn im Grenzland Aachen“ (Meyer&Meywer Verlag Aachen) als Textbild ein:

Von jener dramatischen Hinrichtung könnte der Aachener Geschichtsschreiber Karl Franz Meyer (1728 – 1795) vielleicht sogar noch unmittelbare Augenzeugenberichte gehört haben. Pauls setzt sich mit seinem Bericht wie folgt auseinander:
„Kaum eine andere Hexenverbrennung ist bekannt, als jene, von deren Meyer in seiner unbeschreiblich geschmacklosen Weise zum Jahre 1646 gedenkt.“
Meyer selbst dürfte allerdings noch von anderen Glaubens- und Rechtsvorstellungen geprägt worden sein, als dies um die letzte Jahrhundertwende Standard geworden war. Sein Bericht:
„…nicht lang darnach aber gieng allda eine seltene Exekution vor; es ward nämlich ein Mädchen, ein Schössling von dreyzehn Jahren, unter dem fürchterlichen Titel einer Hexe, nach bezeigter wahren Reue über seine schweren Sünden und rühmlichster Vorbereitung zum Tode, vor der Stadt am gewöhnlichen Richtplatz auf dem Scheiterhaufen verbrannt, auch dessen Vater und Brüder gerädert; die Mutter aber, so sich verschiedener Mordthaten pflichtig gemacht hatte, war in Flucht erschossen worden. Armselige Unholdinne, die schon vor ihrer Zeitigung zum Brandopfer dienen musste; wir wünschten einige von ihren Kunststückgern erzehlen zu können; ….“
(nach: K.F., Meyer Aachensche Geschichten, 1781, S. 630)
Will Hermanns gibt in seinem „Erzstuhl des Reiches“ (Ratingen 1951, S. 225-228) folgende sechs Opfer der Hexenverfolgung in Aachen an:
Maroy Kroisetti 25.9.1604
Katharina Brandts 14. 9. 1630
Gertrud Eulrichs 14. 9. 1630
Zey Kaußen 26. 11. 1630
Eiff von Montzen 26. 11. 1630
Katharina von Thenen, genannt Maubach (die Mobesin) 10.12.1630
Auf die letztgenannte Hingerichtete bezieht sich wohl die Aachener Mobesinsage.
Dem Aufsatz von Emil Pauls „Teufelssagen, Zauberwesen und Hexenwahn in Aachen“ (AAV Bd. 16, 1903, S. 99) sind auf S. 144 ff Auszüge aus den Rechnungsbüchern des Aachener Vogtmajors beigefügt, die die Hinrichtung der v.g. sechs Frauen als angebliche Hexen belegen.
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