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Vor 220 Jahren: Entwurf einer verbesserten Verfassung der Reichsstadt Aachen
Über die Mäkeleien wurde bereits berichtet:
Der Text von C.W. Dohm ist von der Aufarbeitung der überlieferten Rechts- und Verfassungsverhältnisse der Reichsstadt und der Einkleidung in eine systematisch vorzüglich geordnete und der Zeit entsprechenden sprachlichen Fassung her eine großartige rechtsschöpferische Leistung. Die Universitätsbibliothek Göttingen hat dieses wichtige Dokument unserer Verfassungsgeschichte als Digitalisat in das Internet gestellt(10MB).
Die Kommission des für Aachen zuständigen Reichskreises wurde auf Wunsch des Kaisers vom Reichskammergericht einberufen, nachdem die Entsendung von Truppen im Jahre 1787 noch nicht zur Beendigung des lange schwelenden internen Konfliktes geführt hatte. In der überkommenen, nur in wenigen mittelalterlichen Dokumenten verbrieften Verfassung der Reichsstadt fehlte es bei streitigen verfassungspolitischen Auseinandersetzungen an Instrumenten zu deren friedlichen und rechtlich verbindlichen Beilegung.
Unter Historikern und Verfassungsgeschichtlern ist streitig, ob dieser von den Aachener Bürgern damals überwiegend abgelehnte Entwurf geeignet gewesen wäre, zukünftige verfassungspolitische Konflikte auszuräumen oder zumindest zu lösen. In Aachen erarbeitete man damals sogleich einen Gegenentwurf, den man mit Hilfe des Bayrischen Kurfürsten, der als Erbe des Jülicher Herzogs auch die Vogtei über Aachen besaß, durchsetzen wollte. Es kam indessen ganz anders.
1792 marschierten revolutionäre französische Truppen in die Reichsstadt ein, die nur vorübergehend vertrieben werden konnten. Am 23. September 1794 fand die endgültige Inbesitznahme Aachens durch Frankreich statt, dem am 4. 11. 1797 auch die Eingliederung in den französischen Staatsverband als Hauptstadt des neuen Départements de la Roer folgte.
Mit der alten reichsstädtischen Herrlichkeit war es nun endgültig vorbei. Bei der Eingliederung nach Preußen im Jahre 1815 war Aachen lediglich der heute noch gültige Status einer kreisfreien Stadt verblieben.
Hinweis auf Vortrag vor dem Rathausverein
Der Geschichtsverein wird am 25. März 2011 im Rahmen der jüdischen Kulturtage einen Vortrag von Prof. Horst Carl (Uni Gießen) zu C.W. Dohm anbieten. Eine der großen Leistungen Dohms war seine Denkschrift über eine Reform der verfassungsrechtlichen Stellung der Juden in Preußen. Hierzu erfolgt zu gegebener Zeit noch ein gesonderter Hinweis.