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.. und wie lief die VIA REGIA weiter nach Westen?

In zwei anderen Beiträgen beschrieben wir den Verlauf der historischen Straße von Aachen über Düren nach Sinzig.

Abschnitt Aachen-Düren

Abschnitt Düren-Sinzig

Die große Bedeutung dieser mittelalterlichen Verkehrsachse bis in die Neuzeit hinein resultiert aber auch daraus, daß sie den Rhein mit der Maas und mit der Nordsee verband. Von hier aus wiederum gab es Wegeverbindungen zur Ostsee sowie nach Ost- und nach Südeuropa.

Maastricht erlangte bereits früh Verkehrsbedeutung nicht nur als Brücke über die Maas (TRAIECTUM AD MOSAM), sondern auch als Umschlagplatz für Waren bzw. Umsteigeplatz für Personen vom Wasser auf das Land. Diese Verkehrslage wird anschaulich vom Dichter Heinrich von Veldeke (2. Hälfte 12. Jh.) in seiner Servatiuslegende beschrieben:

.... in einem dale schone ende licht
erven ende wale gedaan,
da twee water te samen gaan,
ein groot ende ein cleine,
luter ende reine, dat is die Jeker end die Mase
Beide te koorne ende te grase
ist die stat wale gelegen
ende te schepen in manegen wegen
Des steit sie te maten
ane einer gemeinen straten
van Engellant te Ongeren
vore Colne ende vore Tongeren,
ende also gelike
van Sassen te Vrancrike,
ende bit schepe, die des plegen,
te Denemarken ende te Norwegen.
Die wegen sie samenen sich al da.
Des es diue stat daar na
geheiten Traiectum.
Dare sande Got Servatium.

(zitiert nach Jef Notermans, Hendrik van Veldeke – Die minne maket reinen moet, S. 10)

synoptische Fassung mit der Übertragung in heutiges Deutsch

In diesem Epos wird nicht die Nachbarstadt Aachen angegeben, sondern Veldeke orientiert sich an fernen und bedeutsamen Reisezielen:

England, Frankreich, Dänemark, Norwegen, Sachsen, Ungarn, Köln und Tongern.

Damit werden in gleicher Weise Reiseziele auf dem Land-, wie mit dem Wasserwege angegeben. Köln, Maastricht und Tongern waren bereits in der Antike durch eine römische Hauptstraße – heute VIA BEGICA genannt – miteinander verbunden, die in Boulogne sur Mer an die Nordsee führte.

(Verkehrswege von Maastricht in Richtung Aachen in einem Ausschnitt der Karte von Aegidius Martin von 1604)

Vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit waren aber Brugge, Gent und Antwerpen die maßgeblichen Seehäfen.

Den Hochzeitsvorbereitungen des englischen Königs Henry VIII mit der klevischen Prinzissin Anna verdanken wir eine Karte des englischen Handlungsreisenden Thomas Wolfe von 1539, auf der von Kleve aus eine Anreise über s´Hertogenbosch, Hochstraten und Antwerpen empfohlen wurde.

Wir verdanken die Kenntnis dieser Karte einem Hinweis des Kartographiehistorikers Peter Meurer aus Heinsberg.

(genordete Nachzeichung der obigen Karte)

Zur Verdeutlichung haben wir die Streckenführung in eine relativ übersichtliche belgische Eisenbahnkarte aus der Zeit um 1920 übertragen.

rot : Hauptstrecke vom Hambacher Schloß aus

gelb : Nebenstrecke über Aachen mit Verlängerung über Düren bis Sinzig

orange : Anreisemöglichkeit nach Antwerpen vom Niederrhein aus über s´Hertogenbosch und Hoogstraten

Falls Anna vom Hambacher Schloß bei Jülich anreisen sollte, empfahl Wolfe ihr bis Maastricht also fakultativ die alte römische Hauptstraße oder den Weg über Aachen nach Maastricht. In Maastricht wird dieser historische, nach Westen aus die Stadt hinaus führende Königsweg heute noch bzw. wieder „Via Regia“genannt.

Als weitere Route von Maastricht aus empfiehlt Wolfe folgende Strecke (in Klammern jeweils die von der historischen abweichende aktuelle Schreibweise):

Bilsen (Bilzen)

Hasselt

Halen

Diest

Sechenem (Zichem)

Hersselt (Herselt)

Ytegem (Itegem)

Lier

Antwerpen.