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Geschichte des Aachener Tierparks
Zur Geschichte des aktuellen Tierparks kann man auf dessen eigene Internetseite verweisen.
zum Aachener Tierpark
Hier sollen nur ein paar Bilder einen Eindruck von diesem aktuellen Tierpark geben:
Der Tierpark hatte bereits zwei Vorläufer.
1881 traten die Gründer eines neuen Zoologischen Gartens mit großen Hoffnungen im Weinlokal „Klüppel“ zusammen. Die Suche nach einem geeigneten Standort war schon 1882 abgeschlossen. Man wählte das Gelände des heutigen Westparks neben einem schon länger bestehenden Dauerzirkus und den Fabriken der Tuchwerke Lochner aus.
Die Gartenanlagen und Pavillons wurden hergerichtet und nach Plänen von Elbern entstand ein großer Saalbau, in dem in den nächsten Jahren etliche Großveranstaltungen stattfanden.
Der Zoo konnte jedoch niemals zufrieden stellende wirtschaftliche Ergebnisse erzielen und wurde deshalb noch vor dem I. Weltkrieg geschlossen. Im I. Weltkrieg wurde er auf Vorschlag Oberbürgermeister Veltmanns zeitweise als Lazarett bzw. als Sanatorium für genesende Soldaten genutzt. Ein zaghafter Neuanfang 1935 mußte im II. Weltkrieg eingestellt werden. Der große Saalbau wurde bei den Luftangriffen auf Aachen zerstört.
Zum ersten Tiergarten gibt es jedoch mehr Fragen als Antworten. Nach dem Inhalt von Kapitel 46 des “CAPITULARE DE VILLIS ET CURTIS IMPERIALIBUS” (Hofgüterordnung Karls des Großen) ist sicher anzunehmen, daß die bedeutendste Pfalz des Kaisers über ein Wildgehege verfügte.
C. 46
Von Walahfrid Strabo, einem Zeitgenossen des Kaisers, ist ein kunstvolles, lyrisches Herrscherlob überliefert, nach dem ein Wildpark in Sichtweise des Palastes gelegen habe – gleichsam ein irdisches Paradies. „Ausgedehnte Wiesen werden von murmelnden Bächen durchströmt. Zahme und wilde Tiere spielen miteinander, die Rinder mit den Hirschen, das Reh mit dem scheuen Damwild. Und wenn Du [Karl] willst, werden glücklich springen die Löwen, der Bär, der Eber, der Panther, der Wolf, die Luchse, die Elefanten, das Nashorn, die Tiger werden kommen und die gezähmten Schlangen und sich teilen in die gemeinsame Weide der Rinder und Schafe, alle Tiere weilen friedlich beisammen, die Vögel des Himmels singen aus froher Kehle auf dem höchsten Gipfel der Eiche und zwitschern süß.“ (zitiert nach Epperlein, Leben am Hofe Karls des Großen) Diese dichterichen Lobgesänge weisen auf das Bestehen einer Hofmenagerie hin, die neben der baulichen Ausstattung der Pfalz der imperialen Repräsentation im Vergleich mit Byzanz dienen sollte.
Das Geschenk des weißen Elefanten Abul Abas hatte sich Karl der Große mit seiner Gesandschaft an den Hof Harun al Rashids in Bagdad unter Leitung des Juden Isaak ausdrücklich erbeten. 801 kam der Elefant endlich in Aachen an. Er scheint aber nicht nur dort im Wildpark gehalten worden, sondern auch eingesetzt worden zu sein. 810 verendete er im Lippeham, wo sich das fränkische Heerlager für einen Feldzug gegen die Dänen befand. Verschiedentlich wird berichtet, daß Karl Löwen aus der Marmarika, Bären aus Numidien und sogar Affen geschickt worden sein. Leider verfügen wir noch über keine bessere Reproduktion eines historistischen Gemäldes aus dem Musée Municipal der nordfranzösischen Stadt Arras:
Carl Rhoen macht sich in seiner 1889 erschienenen Schrift über „Die karolingische Pfalz zu Aachen“ auch Gedanken über die Lage und Ausdehnung des Wildgeheges.
C.Rhoen, Auszug Wildpark
In einer Urkunde von 1018 zugunsten des Aachener Adalbertstiftes wird die Mauer eines „bruel“ angesprochen, die wohl bis zur „bievera“ (Bever) gereicht habe. Der Name dieses Flüßchens wird von den meisten als Hinweis auf das frühere Vorkommen von Bibern im Quellbereich der Bever gedeutet. Rhoen verweist darauf, daß in den romanischen Sprachen öfters aus einem „v“ ein „b“ wird und fühlt sich beim lateinischen Namen des Flusses an „vivaria“ (Fischteiche) erinnert, die seiner Aufassung nach wesentlicher Bestandteil des Wildgeheges gewesen sein müssen.
Damit kommen wir zu einer Feststellung, auf die Rhoen 1889 natürlich noch nicht kommen konnte. Der heutige Tierpark an der Bever befindet sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit just dort, wo sich vor gut 1200 Jahren auch das – sicherlich viel größere – Wildgehege des Kaisers befunden haben dürfte.