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Dombaumeister Joseph Buchkremer eines der verdienten Ehrenmitglieder unseres Vereins
Dombaumeister Joseph Buchkremer gehört zu einer Generation, bei der die wissenschaftliche Hochschulbildung für technische Berufe erst langsam aufgebaut werden mußte. Promoviert wurde er erst 1947 als 83Jähriger – und zwar zum Dr. Ing h.c.. Am Beginn seiner Ausbildung und seines Berufslebens hatte das Königliche Polytechnikum Aachen, die spätere RWTH Aachen, noch gar kein Promotionsrecht.

Die Edelstraße (früher auch Eselstraße) wurde zu seinen Ehren am 17. Februar 1949 in Buchkremerstraße umbenannt.
Buchkremer wuchs in dem von Leydel erbauten, im II. Weltkrieg zerstörten Hause Sandkaulbach 10 auf. Aus einfachen Verhältnissen stammend besuchte er die Höhere Bürgerschule, aus der später das städtische Realgymnasium, ein Vorläufer des Couvengymnasiums, entstand. Für die 100jährige Festschrift dieser Anstalt fertigte er eine Beschreibung und einige Zeichnungen der zu dieser Zeit schon längst zugunsten des Pützerschen Verwaltungsgebäudes abgebrochenen alten Schulgebäude am Katschhof.

Auf der Grundlage eines Planes der Münsterimmunität von 1756 rekonstruierter historischer Lageplan für das 18. Jh.

perspektivische Aufsicht auf die Schulgebäude

bauliche Verbindungen der alten Dekaneigebäude zum Markt hin
Ansicht des Schulhofes des ehem. Städtischen Realgymnasiums

Lageplan um 1980
Mit Abschluß der Obersekunda wechselte er in eine praktische Berufsausbildung beim „Baugeschäft Reisdorf“. Sein Zeichentalent fiel dem im benachbarten Hause wohnenden Prof. Henrici auf, der ihm zunächst einzelne Arbeiten auftrug. Henrici veranlaßte, daß er sich an der Hochschule einschreiben und schließlich ab 1887 als sein Assistent arbeiten konnte. 1891 wurde er als Privatdozent habilitiert. Hierzu bedurfte es damals anscheinend noch nicht der Vorlage einer wissenschaftlichen Arbeit. 1904 erhielt er wegen seiner Verdienste um das Münster von der RWTH den Professorentitel verliehen. Buchkremer war seit 1917 Münster- bzw. seit Erhebung Aachens zum Bistum und des Aachener Münsters zum Dom Dombaumeister.
Grundlage seiner zeichnerischen Bauaufnahmen alter Baudenkmäler, insbesondere der Kirchen, waren gründliche baugeschichtliche Untersuchungen. Seine Untersuchungen zu Couvens Arbeiten in St. Michael verschafften ihm die Einladung zu einem Vortrag über Johann Joseph Couven vor unserem Geschichtsverein. Er bereitete diesen Vortrag so gründlich vor, daß er von unserem damaligen Vorsitzenden Prof. Loersch danach sogleich eingeladen wurde, seine Forschungen in unserer Zeitschrift zu veröffentlichen. Seine Arbeit über Vater und Sohn Couven, die wohl bedeutendsten Aachener Architekten der älteren Baugeschichte (BUCHKREMER, Josef Die Architekten Johann Joseph Couven und Jakob Couven, ZAGV 17, 1895, S. 89-210), wäre sicherlich wert gewesen als Doktarbeit angenommen zu werden. Aber – wie gesagt – hatte die Hochschule damals noch kein Promotionsrecht.
Seine Arbeit mag aber Vorbild für die Reihe baugeschichtlicher Doktorarbeiten an der TH gewesen sein, die alle in der Reihe „Beiträge zur Aachener Baugeschichte und Heimatkunst“ von unserem Verein veröffentlicht wurden. Bisegger, Crumbach, Arnold fertigten wie er umfangreiche Bauaufnahmen bezogen auf Aachener Architekten bzw. Bauten in Aachen oder in der Region. Viele der von Buchkremer gezeichneten Bauten sind im Krieg verloren gegangen oder blieben aus anderen Gründen nicht im ursprünglichen Zustand erhalten wie z.B. das Wespienhaus.
Buchkremer hat auch außerhalb Aachens zahlreiche Sakralbauten hinterlassen und über seine Tätigkeit zahlreiche Aufsätze und Bücher verfaßt.
Einer seiner Söhne (Stephan) wurde Ingenieur. Dr. Ing. Stephan Buchkremer gründete und leitete im II. Weltkrieg die sog. Domlöschgruppe. Diese bestand aus noch nicht wehrpflichtigen Jugendlichen – darunter aber auch Mädchen – aus dem Dom nahe stehenden Familien. Noch vor Beginn des Krieges sorgte er für eine ausreichende Brandschutzausstattung des Domes.
Der andere Sohn wurde Aachener Weihbischof und war längere Zeit von der Gestapo inhaftiert.
Eine ausführliche Würdigung des Lebens und Wirkens enthält der Nachruf von Huyskens in ZAGV Bd. 62 (1949), S. 104 – 111.
Werke Buchkremers in Aachen:
Gestaltung der Umgebung des Karlsthrones im Münster, Instandsetzungsarbeiten und Neuaufbau, 1899,
Hl. Kreuz, 1902,
Umbau St. Nikolaus, 1894 – 1896,
St. Laurentius, Laurensberg,
Kirchenmusikschule St. Gregoriushaus, Eynattener Str., 1897 geweiht, am 14. VII. 1943 zerstört.
ehemaliges Bekleidungshaus Appelrath am Dom (Boksemönster) Krämerstr., Um_ und Erweiterungsbau, 1910/11,
Restaurierung Domchor, 1916 – 1922,
St. Michael, Burtscheid: Entwurf eines zweiflügeligen Gitters am Westturm, 1900,
Aquarelle und Zeichnungen zu Karlsvita, z. T. in den Beständen des ehemaligen Museums Burg Frankenberg,
Der Nachlaß befindet sich z.T. im Stadtarchiv Aachen
Literatur zu Buchkremer: .:
Kurt Vaessen: „ Der Dombaumeister. Eine biograph. Studie.., in: Aachen zum Jahre 1951 ( = Rhein. Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz, Heft 1), S. 125 _ 140; H. A. Dux, „ Stuck und Stein“, 1997, S. 215; ders., „ Aachen von A bis Z “, 2003, S. 67 f