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Die Kupfermeister und Kupferhöfe in Stolberg

Seit dem frühen 12. Jh. sind die Herren von Stalburg als vermutliche Burgherren im Stolberger Vichttal bekannt, über die man aber sonst recht wenig weiß. Sie beherrschten das Vichttal vom sog. Gressenischer Ländchen bis zur Einmündung der Vicht in die Inde.

Im 13. Jh. gelangt Stolberg an die Edelherren von Frenz und Mitte des 15. Jh. an den Herzog von Jülich, der zunächst die von Nesselrodes und ab 1496 die von Efferen mit der Herrschaft belehnte. Im Süden und Westen war der schmale Landstreifen von der Reichsabtei Kornelimünster und im Osten von den Jülicher Ämtern Wilhelmstein und Eschweiler eingezwängt. Gerade mal ein knappes Dutzend Häuser stand im Flecken unterhalb der Burg. Der Gottesdienst in der Burgkapelle mußte vom Eschweiler Pfarrer versehen werden.

Die Wasserkraft der Vicht wurde auch schon zu dieser Zeit gewerblich z.B. für Eisenhütten und Hammerwerke genutzt. Neben der reichlich vorhandenen Wasserkraft standen auch Brennholz bzw. Holzkohle und Steinkohle zur Verfügung. Wichtiger wurden bald die Vorkommen an Galmei – einem Zinkerz, das man für die Herstellung des begehrten Messings durch Legierung mit Kupfer benötigte. Die Messsingherstellung hatte aber zunächst in Aachen ihre Blüte. Nach dem Zuzug maasländischer Kupfermeister im späten 15. Jh. stieg die Produktion kontinuierlich an. Mitte des 16. Jh. erzeugten die 68 Aachener Kupfermeister mit ihren 1.000 Mitarbeitern in über 100 Schmelzöfen etwa 30.000 Zentner im Jahr.

Drei Gründe führten zur Abwanderung der meisten Kupfermeister nach Stolberg:

1.das sehr gute Angebot an den für die Produktion benötigten Ressourcen (Wasser, Kohle, Galmei)
2.der Fortfall von Zunftbeschränkungen
3.die Duldung der protestantischen Konfessionen.

Die ersten Kupfermeister wanderten schon nach Stolberg ab, als der Rat in Aachen vorübergehen mehrheitlich protestantisch war. Ausschlaggebend für die Abwanderung nach Stolberg waren wohl die beiden anderen Gründe. Die meisten Stolberger Burgherren räumten den überwiegend protestantischen Kupfermeistern gar keine Religionsfreiheit ein, sondern duldeten deren Aufenthalt und wirtschaftlichen Betätigung nur aus ihrem eigenen Interesses an der Förderung und Entwicklung ihres Ländchens heraus. Schon um 1500 wurde am Dollartshammer und in der Mühle des Peter Buyr ausVaals Messing hergestellt.

Im Laufe der Zeit zogen zunächst einige wenige Kupfermeister nach. In Aachen wendete sich mit der Reichsacht von 1598 und nochmals im Jahre 1614 gegen die Aachener Protestanten endgültig das Blatt.50 von den einstmals 68 Kupfermeistern wurden als Protestanten mit Sanktionen belegt. Die Zahl der in Aachen verbliebenen Kupfermeister schrumpfte bis 1648 auf 25. 8 der ausgewiesenen Familien fanden in Stolberg eine Bleibe.

Die Zahl der Stolberger Kupfermeister und ihre Produktion stieg unaufhaltsam. 1669 wurde in 93 Öfen 28.000, im Jahre 1698 in 140 Öfen 40.000und 1726 in 200 Öfen 60.000 Zentner Messing produziert. Die Stolberger Bevölkerung wuchs von 150 um die Mitte des 15. Jh. bis ins 18. Jh. auf 600 Personen. Nicht als Einwohner Stolbergs wurden die 1.000 bis 1.200 auswärtigen Arbeiter aus dem Münsterländchen, aus dem Jülicher Land und aus Aachen gezählt. Das Stolberger Messinggewerbe genoß bis weit ins 18. Jh. praktisch eine Alleinstellung.

Die Kupfermeister waren so wichtig für ihren Landesherren, daß sie schließlich sogar den Bau einer reformierten und einer lutherischen Kirche durchsetzen konnten. Hochstehende Besucher kehrten nun lieber in ihren Kupferhöfen als in der alten Burg ein.

Heute noch zeugen viele ehemalige Kupferhöfe in Stolberg von der industriellen Prosperität. Die alten Kupfermeisterfamilien sind zum großen Teil noch heute in Stolberg und weit darüber hinaus tätig. Hier finden Sie über 2 Seiten einen Rundgang entlang der Kupferhöfe:

Zum Schluß zwei aktuelle Bilder: