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Die ältesten bildlichen und kartographischen Darstellungen der Stadt Aachen

Die erste umfassende Zusammenstellung alter Ansichten und Pläne stammt von unserem ehemaligen Vorsitzenden Archivdirektor Prof. Albert Huyskens (Alt-Aachen im Bilde. Verzeichnis von Abbildungen und Plänen graphischer Art mit Ausschluß der Privatbauten und photograhischen Erzeugnisse, Mitteilungen des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz, 1913, S. 230 – 270), dessen unselige Beteiligung an der NS-Rasseforschung erst recht spät erkannt worden ist, der aber als Archivar und Historiker etliche heute noch brauchbare oder sogar unverzichtbare Beiträge zur Stadtgeschichte verfaßt hat.
Huyskens, Alt-Aachen im Bilde, 3,5 MB

Hier sollen nur einige der ältesten Ansichten vorgestellt werden.

Aus dem Jahre 1566 sind vier Kupferstiche von ursprünglich vermutlich zwölf Teilblättern einer Stadtansicht erhalten geblieben (Huyskens 1).




Die hierfür verwandten Kupferstiche gehören zu den Sonderbeständen der Stadtbibliothek Aachen und messen 31,9×27, 4 cm (Plattengröße). Die umrandete Jahreszahl 1566 befindet sich auf dem rechts neben St. Adalbert stehenden Wasserturm (Blatt 1 ). Blatt 2 zeigt einen Ausschnitt um Markt und Rathaus. Blatt 3 zeigt einen Teil der äußeren Stadt zwischen Sandkaul- und Pontmitteltor. Blatt 4 schließt mit einer Ansicht des Stadtviertels vor Pont-, Berg- und Sandkaultor daran an.

Das Museum Burg Frankenberg besitzt eine in Temperafarben auf Leinwand gemalte Karte von „STAT UND REICH AACH“ von Cornelius Janson Fries (Huyskens 2, Maße: 106,5×121 cm). Die perspektivische Übersicht ist nach Westen hin orientiert.

Ausschnitt mit der Ansicht der ummauerten Stadt von Osten her

Die Kupferstich – Ansicht “AICH – AQUISGRANUM URBS PRAECLARISSIMA, PRIMUM INTER QUATUOR IMPERII CIVITATES, LOCUM OBTINET“ (28,5×35.1 cm) erschien „M.D.LXXII.“ (1572) in „COLONIA AGGRIPPINA“ (Köln) im Werk „CIVITATES ORBIS TERRARUM“ von „GEORGIUS BRUIN, SIMON NOVELLANUS und FRANCISCUS HOGENBERGIUS“ (Huyskens 3). Sie scheint auf der vorgenannten topographischen Aufnahme der Stadt von 1566 zu beruhen und stammt möglichweise von der gleichen Hand.

Mit „MDLXXVI“ (1576) datiert ist der nächstältere Kupferstich von Henrick van Steenwijk dem Älteren mit dem Titel „AQUISGRANUM, vulgo AICH, ad Menapiorum fines, perantiqua Imperii urbs, Thermarum praesentia perigrinorum, ob reliquias frequentatione … “ (AQUISGRANUM, auf Deutsch Aachen, an den Grenzen zu den Menapiern, seit unvordenklichen Zeiten Reichsstadt, mit Thermalquellen und stark besuchten Wallfahrten zu den dortigen Reliquien …; Huyskens 6, Maße: 31,8×38,5 cm). Der Stich erschien 1582 in der deutschsprachigen Ausgabe von Georg Braun, Simon Novellanus und Franziscus Hogenberg in Köln „Beschreibung und Contrafactur der vornembsten Stät der Welt“ (2. Ausgabe der CIVITATES mit neuem Titel).

Als Huyskens 10 ist der perspektivische Plan der Stadt Aachen von 1588 mit dem Kölntor im Vordergrund gezählt (Ansicht von Osten). Der hier abgebildete altkolorierte Holzschnitt entstammt einer späteren Ausgabe von Sebastian Münster, Cosmographey (Buch 3, Kap. 198, S. 734; Basel, Sebastian Henricpetri, 1598 = Huyskens 14). Diese stammt vom unveränderten Holzstock der Erstveröffentlichung (Basel, Sebastian Henricpetri, 1588, s.o.).

Das ganze Blatt ohne Farben:

Bei Huyskens 10 und 14 handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine verkleinerte, in den Holzschnitt übertragene Fassung der in der Kupferstich-Platte „1572“ datierten Schrägansicht aus der Erstausgabe des Kartenwerks „CIVITATES ORBIS TERRARUM“ (1. Band, Taf. 12; Köln, Braun und Hogenberg, 1572 = Huyskens 3). Da diese Ansicht wiederum auf nur noch in vier Einzelblättern erhaltene, in der Platte „1566“ datierte Kupferstich-Vorlagen (= Huyskens 1) zurückgehen dürfte (s.o.), die von einem Anonymus vermutlich vor Ort in Aachen aufgenommen worden sind, ist auch im vorliegenden Plan noch diejenige Stadtgestalt Aachens überliefert, wie sie sich dem Kartographen um das Jahr 1566 dargeboten hat – wenn auch hier in vereinfachter, an die Funktion als Buchillustration angepasster Form. Laut Georg Braun, Mitherausgeber der Civitates und angeblicher Befürworter der auch im vorliegenden Plan zur Anwendung gekommenen, für heutige Sehgewohnheiten erheblich „verzerrenden“ Schrägansicht, „sollten Städte dergestalt gezeichnet werden, dass der Betrachter in alle Straßen und Gassen hineinzuschauen vermag und ihm alle Häuser und Plätze offen vor Augen liegen“.

Möglicherweise profitierte die Stadt Aachen hier von der härteren Gangart in der Bekämpfung der Reformation unter König Philipp II. und Großherzog Alba in der Mitte des 16. Jh.. Viele Glaubensflüchtlinge flohen über Aachen in das Reich – darunter wohl auch einige Künstler und Geographen. Die Niederlande waren hierin ihrer Zeit weit voraus. Die einheimischen Künstler und Geometer aus Aachen selbst wären zu derartigen Leistungen vermutlich nicht in der Lage gewesen.

Heinrich, Hendrik oder Henrick von Steenwijk gehört zu den ersten Malern, die die Szenen ihrer Gemälde in architektonisch korrekt wieder gegebene Stadtlandschaften bzw. in das Innere von großen Gebäuden stellten. Die nachfolgende freie Darstellung der Aachener Marktszene entstand in Frankfurt etliche Jahre nach Steenwijks Aufenthalt in Aachen. Insoweit sind die Abweichungen von der tatsächlichen Stadttopographie erklärlich.

Das Aachener Marienstift (heute Dom) von Süden, Henrick van Steenwijk d.Ä.

Innenansicht des Aachener Marienstiftes (heute Dom), Henrick van Steenwijk d.Ä.

Ansicht von Dorf und Kloster Burtscheid, Lukas van Valkenborch

Die vorstehenden Bilder sind wertvolle Zeugnisse unserer Stadtbaugeschichte, da der Stadtbrand von 1656 den Aachener Baubestand zu 90 % vernichtete. Dabei muß hier dahingestellt bleiben, wieweit diese Quellen belastbar sind.

um Beitrag über die von Braun und Hogenberg im 16. Jh. verwandten Stadtansichten