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Die 68er Studentbewegung ist vor allem in den Universitätsstätten Thema der Medien

Die Studentenbewegung an den nordrhein-westfälischen Hochschulen („68er Bewegung“)

Nach dem Vortrag von Dr. Peter Dohms am 24. Okt. 2008 ist dem Thema nunmehr auch eine kleine Ausstellung des Hochschularchivs der RWTH Aachen im Gang vor dem Rektorat, RWTH-Hauptgebäude, Templergraben 55 gewidmet, die am 20.11.2008 eröffnet wird.
Hochschularchiv Aachen
Das Interesse an der Studentenbewegung von 1968 ist gegenwärtig ebenso ungebrochen wie zwiespältig. Die Studentenunruhen waren eine internationale Protestbewegung, deren Anliegen sich an den unterschiedlichsten Missständen in Gesellschaft, Politik und Verwaltung entzündeten. So berechtigt die erwähnten Kritikpunkte vielfach waren, so deutet gleichwohl der Umstand ihrer allenthalben aggressiv und massenhaft vorgetragenen Artikulation auf einen allgemeinen Autoritätsschwund in der westlichen Gesellschaft. Im Vordergrund der Studentenbewegung an den Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen standen ab Mitte der 60er Jahre zunächst mehr hochschulinterne Fragen. Das Engagement der Studenten erfuhr eine merkliche Steigerung im Gefolge des Todesschusses auf den Berliner Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 während einer großen Anti-Schah-Demonstration, bei der sog. Jubelperser mit Holzlatten auf Demonstranten einschlugen. Die Situation eskalierte. Die Polizei kesselte die Studenten ein. Die Erschießung Ohnesorgs geschah abseits des eigentlichen Geschehens auf einem Hinterhof. Der persische Schah Reza Pahlevi war nur wenige Tage zuvor (am 29.5.1967) auch in Aachen zu Besuch.
Eine breite Solidarisierungswelle erfasste mehr oder weniger alle Hochschulen unseres Landes. Nun wurden auch allgemeinpolitische Fragen und Probleme stärker diskutiert. In NRW und da vor allem an den Hochschulen in Bonn, Köln, Aachen und Münster war gegenüber den „Hochburgen“ wie Berlin, Frankfurt, München und Heidelberg „Verspätung der Bewegung“ zu registrieren. Sie wurde von den „Vorreitern“ mit ironischen Kommentaren bedacht s. z.B. den 1968 entstandenen Vers „Berlin brennt, Köln pennt“. Die Frage nach dem „Erfolg“ der studentischen Proteste ist von den zeitgenössischen Akteuren und Beobachtern überaus unterschiedlich beantwortet worden. Für die einen war es der selbst mit erlebte Gipfelpunkt der Menschheitsgeschichte, für die anderen – etwa den Publizisten Johannes Groß – eine „Revolution“, die an Dummheit ihresgleichen sucht. Die Befürworter und Träger der Studentenunruhen rechnen sich – von den anderen natürlich bezweifelt – einen Großteil der real fassbaren Reformen als Erfolg zu aber auch das Entstehen bzw. Erstarken einer ökologischen Bewegung und der Frauenbewegung. Die gegenwärtige historische Forschung tendiert eher dahin, den Beginn der unübersehbaren gesellschaftlichen Umbrüche bereits in den späten 50er Jahren anzusetzen und somit die Bedeutung der 68-Bewegung zu relativieren.
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