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Chronik des Aachener Kanonikers von Schrick 1666 - 1689
Als Stiftskanoniker hatte von Schrick nicht im gleichen Maße wie zwei Generationen später der Bürgermeistereidiener das Ohr am Puls der Zeit.
Während das wichtigste historische Ereignis aus Janssens Chronik der zweite Aachener Frieden von 1748 war, erlebte von Schrick den ersten Aachener Frieden von 1668, der den Devolutionskrieg abschloß (Streit zwischen Habsburg und der Krone Frankreichs um die Erbfolge im Königreich Spanien). Die breiten Ausführungen zu diesen Ereignissen können wir nur schlecht hier und in diesem Format darstellen. Wir wollen auf die Chronik des Kanonikers von Schrick dadurch aufmerksam machen, dass wir hier einen Auszug mit strafrechtsgeschichtlich interessanten Notizen bringen.
Auszug Chronik von Strick 1666 – 1689
Der vorstehend bereit gestellte Text enthält allerdings auch einige wenige eingestreute Nachrichten über schwere Unglücksfälle oder Naturkatastrophen. Sie zeigen wie die Nachrichten über den öffentlichen Vollzug von Ehren-, Leib- und Todesstrafen, dass im wahrsten Sinne sensationelle Ereignisse zu allen Zeiten das größte Interesse bei den Zeitgenossen fanden.
Die berichteten extremen Witterungsverhältnisse des Jahres 1684 können evtl. für die Klimaforschung von Interesse sein.
Die besonders fruchttragenden „KornAhre“ mit „104 kornen“ soll im Jahre 1776 nicht einmal der Rekord gewesen sein. Anderen Orts soll es sogar Kornähren mit 128 bis 140 Körnern gegeben haben.
Auch vor den Zeiten von hormonellen Medikationen scheint es in Aachen eine bemerkenswerte Mehrlingsgeburt gegeben zu haben. Am 9.10. 1672 brachte eine Aachenerin Vierlinge zur Welt, die zumindest so gesund gewesen sind, daß sie alle vier getauft werden konnten.
Übrigens findet sich unter dem 10.1.1682 ein versteckter Hinweis auf eine Haftzelle im Granusturm. Ein an diesem Tag am Hochgericht auf dem Königshügel Gehängter war zuvor viermals „im graß Und Uhrklock außgebrochen“. Die örtliche Bezeichnung dieser Zelle folgt in diesem Falle dem Hausnamen „Zur Uhrglocke“, der Dienstwohnung des Bürgermeistereidieners, zu dessen Pflichten auch die Wartung dieser Haftzelle im Granusturm gehörte.
Nur ein Eintrag des Chronisten, immerhin eines Klerikers, zeugt von einem zeittypischen Aberglauben. Er zeigt sich davon überzeugt, daß am 18. Mai 1687 „ein geist im Münster erlöst“ worden sei. Er habe selbst das „schnupftuch in handen gehabt, worin er seinen 5 fingeren gesetz und gebrant hatt“. Damit ist er als Prälat aus patrizischer Familie mit sicherlich guter schulischer Ausbildung (vermutlich am Aachener Jesuitengymnasium) wesentlich nüchterner und aufgeklärter als der zwei Generationen später lebende Johannes Janssen. Nachfolgend ein Link zu einem Beitrag über Johannes Janssen:
zu Johannes Janssen, Chronist und vermutlicher Erfinder der stählernen Schreibfeder