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Aachen mit einem oder mit zwei "aa"

Ein Schreibfehler beim Vornamen des Architekten Sep Ruf (s. dazu unten) weckte Erinnerungen an eine alte Streitfrage.

Heute kennen wir von der niederländischen Sprache her die Regel, daß man einsilbige Worte mit 2 Vokalen schreiben muß, wenn sie lang gesprochen werden sollen (z.B. baan = Bahn, Fahrweg; zaal = Saal, Halle; zaak = Sache; zeep = Seife). Soll ein mehrsilbiges Wort kurz gesprochen werden, setzt man 2 Konsonanten ( pinnen = an einer Kasse mit der EC – Karte bezahlen; zakken = einsacken; zullen = sollen, wollen, werden). Ein einsilbiges Wort bzw. Wortbestandteil in einem aus mehreren Worten gebildeten Kompositum braucht dagegen hierfür nur einen Konsonanten (fak = Fach, auch gebraucht im Sinne von Parkbucht; zakboek = Taschenbuch; ik zal = ich soll, will, werde). Ein mehrsilbiges Wort wird also automatisch lang gesprochen, wenn es keine 2 Konsonanten hat(banen = bahnen; zaken = Sachen; zakelijk = sachlich; zalen = Säle).

Diese Sprachregeln im Aachener Nachbarland waren wohl der Hintergrund des Streits der Germanisten des 19. Jh. um die Schreibweise von Aachen (oder Achen). Der Verfasser der ersten wissenschaftlichen Stadtgeschichte Aachens Friedrich Hagen „outete“ seine Auffassung in diesem kleinen „Sprachenstreit“ schon im Titel seines Werkes : „Geschichte Achens 1. Bd., – von seinen Anfängen bis zum Ausgange des sächsischen Kaiserhauses, Aachen 1868 – 2. Bd., – von seinen Anfängen bis zur neuesten Zeit, Aachen 1874“. Er hate wohl aufgrund der Schreibweise seines Familiennamens einen geschärften Sinn für die Frage des Schreibens mit einem „a“ oder 2 „aa“.

Schon damals haben sich aber wohl die Kur- und Tourismusmanager durchsetzen können, denen wir heute verdanken, dass unsere Stadt in allen alphabetischen Listen ganz oben steht.

Bei der Bonn – Exkursion des AGv im Jahre 2010 werden wir auf den Architekten Sep Ruf stoßen. Ganz Deutschland schreibt den Kurznamen für Josef mit 2 „pp“, also „Sepp“. Einem Künsteler und Architekten sehen wir aber auch hier künstlerische Freiheiten gerne nach. Er darf sich also auch gerne mit einem „p“ schreiben also „Sep“.

Für die Niederländer würde von der Schreibweise her „Sep“ reichen. Nur lösen sie den Vornamen „Jozeph“ meist zu Jos auf, was natürlich kurz gesprochen wird.

In der Rückschau haben wir aber keineswegs nur diese beiden alternativen Schreibweisen. Einen Überblick auch unter Berücksichtigung der lateinischen und französischen Namensversion gibt Günter Breuer (Aquisgranum… von den warmen Wassern, Siedlungsnamen der Stadt Aachen – ein Beitrag zur Namenskunde, Aachen 2003, Stichwort „Aachen“ S. 1 – 6):
von Aquisgranum über Aachen und Aken bis zu Aix-la-Chapelle

Es wird auch ein Blick auf den Artikel „Aachen“ in Wiktionary empfohlen:
hier entlang zu Wiktionary