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Melaten, das Aachener Aussätzigen-Haus, war schon immer im Fokus der Stadtgeschichte.
Gut Melaten wurde vom Land um 1970 neben anderen Höfen aus dem Stiftungsvermögen der Stadt Aachen für die Erweiterung der RWTH erworben. Rd. 20 ha bestes Ackerland zwischen der Vaalserstraße, der Siedlung Hörn, dem Westbahnhof, Seffent und der Schurzelter Straße wurden hierfür erworben. Heute befindet sich hier das Wohngebiet Kullen, das Großklinikum der RWTH, die naturwissenschaftlichen Institute und der Campus Melaten – Seffent.

Melaten selbst ist noch als allein stehendes Gehöft erhalten. Von Südosten fallen zuerst die Grundmauern der ehemaligen
Quirinuskapelle in den Blick.

Das Tor im Südflügel führt auf den Schneebergweg, die historische VIA REGIA.

Beim Rundblick von der inneren Hofseite folgt auf den westlichen Stallungstrakt die nördliche Scheune und im Osten die Pferdeställe und das Wohnhaus.
Schon Christian Quix widmete der „Kapelle zu Melaten“ 1843 eine kleine Schrift, der er die historischen Quellen und eine Südansicht des romanischen Bauwerks beifügte. Der gestaffelte Bau wirkt auf diesem Stich arg verkürzt.

Kanonikus Franz Bock reservierte der Kapelle in seinen mehrbändigen „Baudenkmalen des Rheinlandes“ ein kleines Kapitel, der eine Innenansicht des Chorraumes, ein maßstäblicher Plan und eine Schrägansicht von Südosten, in der die romanische Apsis und der eingezogene Chor gut zur Geltung kamen, beigefügt waren. In der Längsachse maß die Kapelle etwa 22 m. Auf der Südseite weist der Grundriss das romanische Portal im Kapellenschiff und eine kleine Tür links unter dem Fenster des eingezogenen Chores auf. Beiden Türen waren gegen Ende des 19. Jh. vermauert. Das war möglich, da es auch zur Hofseite etwa mittig eine Türe gab. Wie eine Bauaufnahme von 1995 zeigt, scheint das aufgehende Mauerwerk im Traufbereich eingekürzt. Zumindest waren die schönen romanischen Bogenfriese abgeschlagen. Das Dach erscheint niedriger. Der Dachreiter mit der Glocke fehlt.

Für den Geschichtsverein widmeten der Archivar Mummenhoff und der Medizinhistoriker Schmitz-Cliever je eine gründliche Untersuchung der Leproserie Melaten.
Schmitz-Cliever unternahm auf der Suche nach medizinischen Befunden mit dem dänischen Nestor der Paläopathologe Møller-Christensen 1969 und 1972 gezielte Grabungen auf dem Leprosenfriedhof. 1973 beteiligte sich dann der Stadtkonservator Leo Hugot aus archäologischer Sicht an den Grabungen. 1988/89 wurden die Grabungen im Auftrage der Rheinischen Landesarchäologie unter Leitung von Paul Wagner fortgeführt. Die Grabungen wurden medizinisch von dem Pathologen Andreas Prescher (Uni-Klinik Aachen) betreut.
Die wenig später gegründeten Vereine >>Laurensberger Heimatfreunde<< und >>Melatengesellschaft Aachen<< griffen das Thema z.B. an Tagen des offenen Denkmals auf. Sie intervenierten beim Landschaftsverband Rheinland und drängten auf eine Publikation der Grabungsergebnisse. Das führte schon bald nach Wiedereinführung der Aachener Stadtarchäologie, die sich dem Petitum anschloß, zur Bildung eines Autorenteams, das nach einigen Jahren reger Arbeit endlich den großen Grabungsbericht vorlegte:
Andreas Prescher und Paul Wagner, Aachen, Melaten. Der Friedhof des mittelalterlichen Leprosoriums an der Via Regia, mit Beiträgen von Wilhelm Emmerich, Wolfram Giertz, Erwin Hahn, Dietmar Kottmann, Nils Kottmann, Lutz Henning Meyer, Axel Hinrich Murken, Brigittte Quadflieg und Werner Weber, Rheinische Ausgrabungen Band 73, Eine Veröffentlichung des Landschaftsverbandes Rheinland, LVR Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, herausgegeben von Jürgen Kunow Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2016, ISBN 978-3-8053-5040-2, 446 Seiten, 69,90 Euro
Inhalt von Bd. 73 der „Rheinische Ausgrabungen“
Axel Hinrich Murken, Die Geschichte der Lepra und des Aachener Leprosoriums (1230-1550)
Wilhelm Emmerich, Zur Historie des mittelalterlichen Aachener Leprosoriums (-1230-1550) und späteren Gutshofes Melaten (1550-1966) bis heute
Lutz Henning Meyer, Baugeschichtliche Würdigung des Gutes Melaten
Brigitte Quadflieg, Die geologisch-pedologischen Verhältnisse im Grabungsbereich des Leprosoriums Aachen, Melaten
Paul Wagner, Die Untersuchungen des Friedhofes in den Jahren 1969,1972 und 1974
Paul Wagner, Ausgrabungen des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege 1988 und 1989
Wolfram Giertz, Keramik
Dietmar Kottmann, Das Typar des Petrus de Wavra
Andreas Prescher und Erwin Hahn, Osteoarchäologische Untersuchungen an den Gebeinen aus dem Friedhof des Aachener Leprosoriums Gut Melaten
Andreas Prescher und Nils Kottmann, Zahnmedizinische Untersuchungen zur Skelettserie aus dem Aachener Leprosorium Gut Melaten
Werner Weber, Rechtsmedizinische Untersuchungen an den Gebeinen des Aachener Leprasariums
Andreas Prescher, Erwin Hahn und Paul Wagner, Katalog der Grabungen 1988-1989
Zeitlich abgestimmt mit dem Erscheinen des archäologischen Grabungsberichtes zu Aachen-Melaten fand am Universitätsklinikum ein Lepra-Workshop statt:
