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Aufgeschoben = aufgehoben – zur unendlichen Geschichte eines Neubaus für das Historische Archiv Köln
Die Katastrophe, die nicht nur zwei Menschen das Leben gekostet hat, sondern auch zum Absturz des Kölner Archivs in den Untergrund geführt hat, liegt inzwischen vier Jahre zurück. Da lösen Schlagzeilen des Kölner Stadtanzeigers, der Rundschau und der FAZ und Berichte des WDR blankes Entsetzen bei allen organsierten und nicht organisierten Freunden des Kölner Stadtarchivs aus.
Am 19. Juni 2011 kürte man nach durchgeführtem Wettbewerb einen Entwurf für einen Neubau des Historischen Archivs am Eifelwall. Das ausgewählte Grundstück ist verkehrsgünstig gelegen und befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Universität mit ausreichender Platzreserve für eine evtl. spätere Erweiterung. Es sollte „das sicherste und modernste Archiv Europas“ werden und „den angerichteten Schaden wieder gut machen“, verkündete damals der Oberbürgermeister. Zusätzlich sollte im Neubau die Kunst- u. Museumbibliothek Köln untergebracht werden.
Jetzt soll nach 2 Jahren die weitere Planung ohne klare Perspektive eingestellt werden. Man hat Angst vor der eigenen Courage bekommen. Es gebe “ angesichts angespannter Finanzlage keine Denkverbote“ heißt es (Anmerkung dazu: Die angespannte Haushaltslage bestand schon vor zwei Jahren). Auch wolle der Nutzer heute die Bestände ohnehin am liebsten digital und online, d.h. nicht mehr als Original nutzen.
Daß die Ausführung des Entwurfs mit der Option, zusätzlich die Kunst- u. Museumbibliothek Köln unterzubringen, für die Stadt finanziell sehr schwierig werden könnte, hat man damals bereits wissen können. Man fragt sich auch, was mit der Entschädigungsleistung der Versicherung geschehen ist.
Der plötzliche Stopp wirft die Planung zumindest um zwei, vermutlich aber um mehrere Jahre zurück, da man mit der Planung wieder am Anfang steht und noch nicht absehbar ist, wann und mit welchen Vorgaben die Planung wieder aufgenommen wird.
Schon der bisherige Verlauf der Planung würde eine Wiedereröffnung frühestens 2017 zulassen, angestrebt war 2015. Die Zwischenlagerung der 23 km Registratur-Regale füllenden Bestände ist nur bis 2016 gesichert. Verzögerungen werden deshalb zu erheblichen Mehrkosten führen, so daß man sich für die an sich verständlichen Einsparungswünsche und das daraus resultierende Verbot von Denkverboten nicht allzu viel Zeit lassen kann. Die bisherigen, sicher nicht unerheblichen Planungskosten wären dann ohnehin in den Sand gesetzt.
Viele freiwillige Helfer und Archive haben mit einem beispiellosen Engagement bei der Bergung und provisorischen Lagerung des aus den Trümmern geretteten Archivgutes geholfen. Den Planungsstopp ohne klare Perspektive für eine zwar kostengünstigere, aber auch zeitnahe Lösung empfinden sie moralisch als Ohrfeige. Die Medien sehen durchweg das Verhalten der Verantwortlichen als erneute, schwere Blamage für Köln.
Eine breite Initiative fordert die Aufhebung des Planungsstopps:
Initiative ArchivKomplex, Köln, prometheus – Das verteilte digitale Bildarchiv für Forschung & Lehre e.V., Köln; Stiftung Stadtgedächtnis, Köln; Kölner Bücherschwarm; International Council on Archives, Paris: Arbeitskreis nordrhein-westfälischer Papierrestauratoren e. V. , Münster; Verein deutscher Bibliothekare e. V., München; Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, Frankfurt/Main, Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V., Fulda; Wählergruppe „Deine Freunde“, Köln; Freunde des Historischen Archivs e.V., Köln; Freunde der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln e.V., Köln; Deutscher Künstlerbund e. V., Berlin
Abdruck einzelner Urkunden in unserer Zeitschrift